Unterwasser-Weinlagerung in Katalonien: Wenn der Wein im Mittelmeer reift

Unterwasser-Weinlagerung in Katalonien: Wenn der Wein im Mittelmeer reift


Eine ungewöhnliche Idee mit Tiefgang

Wein und Meer – das klingt nach Urlaub, nicht nach Labor. Doch an der Costa Brava, bei Tarragona oder vor den Medes-Inseln, versenken einige katalanische Winzer ihre Weine tatsächlich im Mittelmeer. Kein PR-Gag, sondern eine handfeste Methode, um den Reifeprozess zu verändern.

Die Idee: Unter Wasser herrschen konstante Temperaturen, völlige Dunkelheit und sanfte Druckverhältnisse. Bedingungen, die im Weinkeller kaum so gleichmäßig zu halten sind. Dazu kommt das rhythmische Schaukeln der Wellen – minimal, aber stetig. Einige Winzer behaupten, genau das verleihe dem Wein mehr Rundheit und eine besondere Textur. Klingt fast zu schön, um wahr zu sein, oder?


Wie funktioniert das überhaupt?

Zuerst wird der Wein ganz normal an Land vinifiziert. Erst danach kommen die Flaschen oder Amphoren in wasserdichte Stahlkörbe, die in 20 bis 50 Metern Tiefe versenkt werden. Dort bleiben sie mehrere Monate – manchmal bis zu zwei Jahre.

Beispiele gefällig?

  • Crusoe Treasure (eigentlich im Baskenland, aber Vorbild vieler Katalanen) hat das Verfahren populär gemacht.

  • In Katalonien experimentieren Vins del Mar, Amphoris oder Bodega Gratallops Submarí mit ähnlichen Methoden.

  • Manche nutzen sogar alte Weinfässer aus Eichenholz, die extra behandelt werden, um der Salzwasser-Umgebung standzuhalten.

Das Ergebnis ist oft überraschend: leicht veränderte Aromen, weichere Tannine, manchmal auch ein Hauch von Salz in der Nase – aber nur metaphorisch. Niemand möchte wirklich Meerwasser im Glas.


Wissenschaft trifft Bauchgefühl

Streng genommen gibt es bisher kaum wissenschaftliche Beweise dafür, dass Unterwasser-Reifung objektiv „besseren“ Wein ergibt. Analysen zeigen minimale Unterschiede in chemischen Parametern, aber sensorisch spürt man oft etwas anderes. Und genau da wird’s spannend.

Viele Sommeliers beschreiben die Weine als „runder“, „harmonischer“, manchmal sogar „energetischer“.
Kritiker dagegen nennen das Ganze „Marketing unter der Wasserlinie“.

Vielleicht stimmt beides. Schließlich spielt beim Weintrinken immer auch der Kopf mit. Der Gedanke, eine Flasche zu öffnen, die monatelang zwischen Fischen und Algen geschwommen ist – das hat eben seinen Reiz.


Nachhaltigkeit – ein Balanceakt

Unterwasserlagerung klingt zunächst nach einer Spielerei, hat aber auch ökologische Aspekte. Einige Projekte setzen auf Wiederverwendung alter Netze oder Käfige, um die Meeresumwelt nicht zu stören.
Andere gehen weiter und kombinieren die Weinlagerung mit Meeresforschung: Sensoren messen Temperatur, Strömung und Biodiversität. So entsteht ein Dialog zwischen Weinbau und Wissenschaft.

Natürlich ist nicht alles unproblematisch. Genehmigungen sind aufwendig, die Kosten hoch. Und das Meer ist kein steriler Lagerraum – es lebt, verändert sich, reagiert.


Persönlicher Eindruck

Ich hatte einmal die Gelegenheit, einen dieser „Submarin-Weine“ zu probieren. Ein Cava, der acht Monate in der Bucht von Llafranc ruhte. Das Etikett war leicht verkrustet, ein bisschen wie ein Fundstück vom Meeresboden. Der Geschmack? Überraschend fein, etwas cremiger als gewohnt, mit einer Art leisen Tiefe – schwer zu beschreiben. Vielleicht bilde ich mir das nur ein. Aber genau das macht doch den Reiz aus.


FAQ – Unterwasser-Weinlagerung

Was bringt das Lagern von Wein unter Wasser?
Durch den konstanten Druck, die Dunkelheit und gleichbleibende Temperatur reift der Wein ruhiger. Viele Winzer sagen, die Weine werden dadurch harmonischer und weicher.

Wie tief werden die Flaschen versenkt?
Meist zwischen 15 und 50 Metern, je nach Projekt und Gewässer.

Kann Meerwasser in den Wein gelangen?
Nein. Die Flaschen sind vollständig versiegelt. Sollte Feuchtigkeit eindringen, wäre der Wein ungenießbar.

Wie teuer ist so ein Unterwasser-Wein?
Meist zwischen 40 und 200 Euro pro Flasche. Der höhere Preis ergibt sich durch Logistik, Genehmigungen und das Risiko der Lagerung im Meer.

Ist das umweltfreundlich?
Kommt drauf an. Seriöse Projekte arbeiten mit Biologen zusammen, um keine Schäden im Ökosystem zu verursachen. Andere nutzen nachhaltige Materialien und überwachen die Einflüsse auf das Meer.

Schmeckt man den Unterschied wirklich?
Nicht immer. Manche spüren deutlich weichere Tannine, andere gar nichts. Der Effekt liegt irgendwo zwischen messbarer Chemie und subjektiver Wahrnehmung.

Darf man als Privatperson Wein im Meer lagern?
In der Regel nicht. Dafür braucht es Genehmigungen der Küstenbehörden – und Erfahrung im Tauchen.


Labels:
Unterwasserwein, Katalonien, Mittelmeer, Weinlagerung, Innovation, Nachhaltiger Weinbau, Weingüter Spanien, Weinexperimente, Cava, Weinreifung

Meta-Beschreibung:
Entdecke, wie katalanische Winzer ihre Weine unter Wasser im Mittelmeer reifen lassen – zwischen Forschung, Handwerk und Faszination. Ein Blick in eine ungewöhnliche Weinwelt mit persönlicher Note und ausführlicher FAQ-Sektion.





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