Die „Indianos“: Katalanen zwischen Kuba, Havanna und Costa Brava
Ab dem 18. Jahrhundert wagten viele Katalanen die Überfahrt nach Amerika – vor allem nach Kuba, Puerto Rico oder Mexiko. Dort wollten sie Handel treiben, Plantagen führen oder im Exportgeschäft Fuß fassen. Einige kehrten zurück. Und die, die es mit Reichtum nach Hause schafften, nannte man „Indianos“.
Zucker, Tabak und Kaffee – das Geschäft in Übersee
Das Vermögen dieser Rückkehrer stammte meist aus Zuckerrohr, Kaffee oder Tabak. Bereiche, in denen die Arbeit von versklavten Menschen eine zentrale Rolle spielte. Ein dunkler Hintergrund, den man nicht beschönigen sollte. Manche gründeten Firmen, andere stiegen in bestehende Geschäfte ein. Viele scheiterten, ein paar kamen reich zurück.
Rückkehr mit Pomp – die Villen an der Costa Brava
Zurück in Katalonien bauten sie prachtvolle Villen, die noch heute Orte wie Begur oder Lloret de Mar prägen. Farbenfrohe Fassaden, schmiedeeiserne Balkone, exotische Gärten – vieles erinnert mehr an Havanna als an ein Fischerdorf an der Costa Brava.
Begur: die „Casas Indianas“
Begur gilt als Paradebeispiel. Mehrere Häuser im Ortskern erzählen noch heute die Geschichten ihrer Bauherren:
Can Sora (1870) – errichtet von der Familie Cama Martí nach ihrer Rückkehr aus Havanna.
Casa Buenaventura Caner Bataller (1866) – auffällige Balkone, dekorierte Fassade, üppige Details.
Can Petu (Casa Pere Pont) (1889) – Pere Pont Puig kam aus Puerto Rico zurück und ließ sich dieses Haus errichten.
Casa Ramon Silvestre Darder (1887) – mit klarer Fassadengliederung und reich verzierten Balkonen. Google Maps
Ein Spaziergang durch die engen Gassen von Begur ist wie ein Ausflug in zwei Welten: katalanische Tradition trifft koloniale Eleganz.
Lloret de Mar: Villen und öffentliche Gebäude
Auch in Lloret de Mar haben die Indianos ihre Spuren hinterlassen. Hier sind es nicht nur private Villen, sondern auch öffentliche Gebäude:
Museo del Mar – Can Garriga (1887): einst Wohnhaus der Familie Garriga, heute Meeresmuseum direkt an der Strandpromenade.
Rathaus (Casa de la Villa) (1872): ein repräsentatives Gebäude im neoklassizistischen Stil, ebenfalls durch Rückkehrer mitfinanziert.
Sant Pere del Bosc (ab 1855): ein ehemaliges Benediktinerkloster, das Nicolau Font i Maig mit neuem Glanz ausstattete. Türme, dekorative Kuppeln, große Parkflächen – weit entfernt von seiner ursprünglichen Schlichtheit.
Nostalgie und Fremdheit zugleich
Diese Villen sind heute Teil des touristischen Reizes. Aber sie sind auch Zeugnisse einer ambivalenten Vergangenheit: Mut und Sehnsucht auf der einen Seite, Ausbeutung und Ungleichheit auf der anderen. Wer durch einen schattigen Patio sitzt, unter Palmen, die gar nicht hierher gehören, spürt beides: Fernweh und Nachdenklichkeit.
Meta-Beschreibung:
Die „Indianos“ bauten prachtvolle Villen in Begur und Lloret de Mar. Wer waren diese Katalanen, die in Amerika reich wurden – und welche Spuren haben sie an der Costa Brava hinterlassen?
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Indianos, Costa Brava, Katalonien Geschichte, koloniale Architektur, Kuba Handel, Spanien Kultur, Begur Villen, Lloret de Mar, historische Reisen
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